HACCP steht für Hazard Analysis and Critical Control Points und ist ein Konzept, auf dem alle international anerkannten Programme zum Management der Lebensmittelsicherheit aufbauen. Für Lebensmittelverarbeiter und Hersteller ist das Verständnis von HACCP entscheidend für die Implementierung von Systemen und Verfahren, die Risiken minimieren, die Konsumenten schützen und den Ruf eines Unternehmens wahren.
In
diesem Artikel erläutern Sesotec Experten für Lebensmittelsicherheit und
Erkennung von Verunreinigungen, was HACCP ist, warum das Konzept in der
Lebensmittelindustrie so wichtig ist und was die Implementierung eines
HACCP-Programms beinhaltet.
Was
ist HACCP?
HACCP ist eine international anerkannte Methode zur
Reduzierung der Risiken für die Lebensmittelsicherheit sowohl bei der
Herstellung, der Verarbeitung, als auch bei der Handhabung (z.B. Transport und
Lagerung) von Lebensmitteln. Das HACCP-Konzept umfasst die Identifizierung und
Bewertung aller potenzieller Gefahrenquellen der Lebensmittelsicherheit, um dann
ein Verfahren zur proaktiven Kontrolle und Reduzierung der Risiken festzulegen.
HACCP fokussiert sich dabei besonders auf die Kontrolle vermeidbarer
und eliminierbarer Lebensmittelsicherheitsrisiken anhand von zwei kritischen
Lenkungspunkten:
Die Gefahrenanalyse bezieht sich auf die
Identifizierung und Analyse der Lebensmittelsicherheitsrisiken, die in den
Prozessen einer Lebensmittelverarbeitungsanlage vorhanden sind. Im Mittelpunkt
der Gefahrenanalyse steht insbesondere die Bewertung potenzieller Quellen für
mikrobiologische, chemische und physikalische Kontaminationen.
Kritische Kontrollpunkte beziehen sich auf wichtige
Punkte in einem Lebensmittelverarbeitungsprozess, an denen Kontrollen
angewendet werden können, um Gefahren für die Lebensmittelsicherheit zu
verhindern oder zu beseitigen oder um das Risiko auf ein akzeptables Maß zu
reduzieren. (Lesen
Sie hier mehr über die Bestimmung der kritischen Kontrollpunkte)
Warum ist HACCP in der Lebensmittelindustrie wichtig?
Als proaktives Prozesskontrollsystem ist HACCP von
entscheidender Bedeutung, um Gefahren in der Lebensmittelproduktion zu
identifizieren, zu verhindern und die Konsumenten besser zu schützen. Anstatt
nach der Verarbeitung und Verpackung von Lebensmitteln lediglich die
wichtigsten Lebensmittelrisiken zu kontrollieren, umfasst ein HACCP-Plan die
strikte Überwachung jedes Schrittes im Lebensmittelproduktionsprozess, um zu
verhindern, dass überhaupt Kontaminationsgefahren auftreten.
Wann ist die Umsetzung eines HACCP-Plans erforderlich?
Aufgrund der Wirksamkeit bei der Verhinderung von
Kontaminationsgefahren ist die HACCP-Methodik die Grundlage für alle
international anerkannten Richtlinien und zahlreicher Gesetze zur
Lebensmittelsicherheit. Um die Zertifizierung der Lebensmittelsicherheit eines
von der Global Food SafetyInitiative (GFSI)
akkreditierten Programms zu erhalten, muss ausnahmslos ein wirksamer HACCP-Plan
umgesetzt und dokumentiert werden.
Beispiele für internationale Zertifizierungsprogramme für
Lebensmittelsicherheit, die die Umsetzung eines HACCP-Plans erfordern, sind
u.a.:
• BRCGS (Brand Reputation Compliance Global
Standards, ehemals BRC)
• FSSC 22000 (Zertifizierung des Lebensmittelsicherheitssystems
nach ISO 22000)
Die Entwicklung eines HACCP-Plans umfasst zwei
Planungsphasen. Die vorbereitende Phase der Erstellung eines HACCP-Plans
umfasst das Verständnis der spezifischen Bedingungen, Produkte und Prozesse in
einem Unternehmen. In der zweiten Phase wird das HACCP-Framework zur Erstellung
eines Einsatzplans angewendet, welcher an die Anforderungen des Unternehmens
angepasst ist.
Fünf vorbereitende Schritte bei der Entwicklung eines HACCP-Plans
Bevor ein Lebensmittelunternehmen mit der Erstellung
eines HACCP-Plans beginnen kann, müssen fünf vorbereitende Schritte ausgeführt
werden. Jeder dieser HACCP-Planungsschritte hilft dem Unternehmen, sich ein
umfassendes Bild des Risikos und der Verantwortung in der Lebensmittelverarbeitungsanlage
zu verschaffen.
Zusammenstellung eines engagierten HACCP-Teams -
Unternehmen bestimmen zunächst ein Team, das für die Entwicklung des
HACCP-Plans verantwortlich ist. Dieses Team kann entweder komplett aus eigenen
Mitarbeitern bestehen oder auch unterstützt durch externe Experten für
Lebensmittelsicherheit in der Beratung ergänzt werden. Die dem HACCP-Team
zugewiesenen Ressourcen sollten ebenfalls in dieser Vorphase festgelegt werden.
Beschreiben der Produkte und Prozesse - In diesem
Schritt erstellt das HACCP-Team detaillierte Beschreibungen aller in der Anlage
hergestellten Lebensmittel sowie von den vorhandenen Prozessen. Diese
Beschreibungen sollten auch Informationen darüber enthalten, wo und wie das
Produkt verwendet werden soll, wie es verpackt und etikettiert wird sowie
Überlegungen zu Haltbarkeit und Temperatur.
Erstellen einer vollständigen Liste der Zutaten und
Rohstoffe. - Die Auflistung und Kategorisierung aller Zutaten und
Rohstoffe, die in einem Lebensmittelprodukt oder -prozess verwendet werden,
kann Unternehmen dabei helfen, Risikobereiche zu ermitteln. Die Liste sollte
alle primären und additiven Inhaltsstoffe, alle Rohstoffe sowie Verpackungen
oder Hüllen enthalten, die in einem Unternehmen verarbeitet werden.
Entwicklung eines Prozessflussdiagramms -
Beginnend mit dem Eingang der Rohstoffe, über die Fertigstellung der Produkte,
bis hin zum Warenausgang, sollte jeder einzelne Verarbeitungsschritt, der
innerhalb der Anlage ausgeführt wird, in einem Prozessflussdiagramm dargestellt
werden. Dieses Diagramm dient als genaue Darstellung der Herstellung von
Produkten in der Anlage und sollte anhand einer exemplarischen Vorgehensweise
in der Anlage überprüft werden.
Sicherstellen, dass die Hygieneanforderungen
eingehalten werden - Die Einhaltung der gesetzlichen Hygienevorschriften bildet
eine solide Grundlage und ist Voraussetzung für die Erstellung eines HACCP-Plans.
Nach Abschluss der vorläufigen Planungsphase kann das
HACCP-Team mit der Ausarbeitung eines Plans beginnen.
Die sieben Schritte eines HACCP-Plans
Das HACCP-Framework umfasst sieben Grundprinzipien, die
jeweils im schriftlichen HACCP-Plan enthalten sein müssen.
Durchführung einer Gefahrenanalyse - Die
Gefahrenanalyse ist ein Verfahren, bei dem alle in einer Lebensmittelverarbeitungsanlage
durchgeführten Prozesse auf das Risiko (oder die Wahrscheinlichkeit) einer Kontamination
hin untersucht werden. Gefahrenanalysen erfolgen in zwei Schritten. Zunächst
werden alle potenziellen Gefahren identifiziert, im zweiten Schritt werden
diese Gefahren bewertet, um das von ihnen ausgehende Risiko für die
Lebensmittelsicherheit einschätzen zu können. Beispielsweise kann ein Unternehmen zwei potenzielle Quellen
für metallische Verunreinigungen in seinen Produkten identifizieren: 1)
Rohstoffe, in denen sich bereits Metallpartikel befinden, gelangen in die
Anlage, und 2) Maschinenverschleiß während der Verarbeitung. Das Unternehmen
kann dann feststellen, dass im ersten Fall ein höheres Risiko und im zweiten
ein eher niedrigeres Risiko besteht.
Identifizieren der kritischen Kontrollpunkte - Ein
kritischer Kontrollpunkt (CCP) ist ein Zwischenschritt oder ein erforderliches Kontrollverfahren,
um das Risiko einer Gefährdung der Lebensmittelsicherheit zu verhindern, zu
beseitigen oder auf ein akzeptables Maß zu reduzieren. In der Regel wird ein
Entscheidungsbaum verwendet, um CCPs zu identifizieren. Je mehr
Verarbeitungsschritte in einer bestimmten Lebensmittelverarbeitungsanlage
ausgeführt werden, desto mehr CCPs sind im Allgemeinen erforderlich, um die
Kontaminationsgefahren angemessen zu kontrollieren.
Beispielsweise kann ein Unternehmen feststellen, dass es
sich bei der Rohstoffanlieferung um einen CCP handelt, bei dem alle eingehenden
Waren vor ihrer Verarbeitung auf metallische Verunreinigungen überprüft werden
müssen. Das Unternehmen kann aber auch die Verpackung und den Weitertransport
als einen weiteren CCP festlegen, um alle metallischen Verunreinigungen abzufangen,
die während der Verarbeitung in das Produkt gelangt sein könnten.
Festlegen kritischer Grenzwerte - Ein kritischer Grenzwert
ist das maximal zulässige Niveau eines bestimmten Wertes, der bei
Überschreitung auf ein unannehmbar hohes Risiko für die Lebensmittelsicherheit
hinweist. Kritische Grenzwerte werden typischerweise als Werte wie Zeit,
Temperatur, pH-Wert, Wassergehalt, elektrische Leitfähigkeit usw. definiert.
Festlegung von Überwachungsverfahren für kritische
Grenzwerte bei CCPs - Für die konsistente Überwachung kritischer Grenzwerte
eines jeden CCPs werden Verfahren festgelegt. In diesen Verfahren wird beschrieben,
wann und wie häufig die Messungen durchgeführt werden, wer für deren
Durchführung oder Überwachung verantwortlich ist und welche Methoden oder
Geräte verwendet werden. In dieser Phase kann beispielsweise ein Verfahren zur
Überwachung eines Metalldetektors definiert werden. Hier sollten die
Empfindlichkeit des Metalldetektors, die Verantwortlichen für die Überwachung
der Geräteleistung und auch die Intervalle der Überwachung bestimmt werden.
Korrekturmaßnahmen festlegen - Korrekturmaßnahmen
beziehen sich auf die festgelegten Verfahren, die befolgt werden müssen, wenn die
Werte an einem kritischen Kontrollpunkt von den festgelegten kritischen
Grenzwerten abweichen. In erster Linie sollten die Korrekturmaßnahmen
verhindern, dass potenziell gefährliche Lebensmittel in die Lebensmittelkette
gelangen. Zweitens sollten die Korrekturmaßnahmen auch dazu dienen, die Ursache
der Gefahr zu beheben und so ein erneutes Auftreten zu verhindern. In dieser Phase kann beispielsweise festgelegt werden, dass
alle vom Metalldetektor zurückgewiesenen Produkteinheiten sofort aus der
Produktionslinie entfernt und einem separaten, genaueren Inspektionsverfahren
unterzogen werden, damit die Verunreinigungen bis zur Gefahrenquelle
zurückverfolgt werden können.
Überprüfung - Die Wirksamkeit des HACCP-Plans
sollte durch Maßnahmen wie Prozessaudits, Endproduktinspektionen und
Stichprobenprüfungen getestet und verifiziert werden. Beispielsweise kann der Überprüfungsschritt eines
HACCP-Plans die regelmäßige Kalibrierung von Detektionsgeräten auf Genauigkeit
umfassen, um sicherzustellen, dass Fremdkörper zuverlässig erkannt und ausgeschieden
werden.
Aufzeichnungen - Alle oben beschriebenen Schritte
sollten detailliert dokumentiert und fortlaufend archiviert werden, um
nachzuweisen, dass alle Lebensmittel sicher hergestellt wurden. Zum Beispiel enthalten hochentwickelte Geräte zur Erkennung
von Verunreinigungen eine Software, die automatisch Berichte über jede
inspizierte Charge generiert und archiviert. Diese Berichte können dann
regelmäßig heruntergeladen und zentral mit allen anderen Aufzeichnungen zur
Lebensmittelsicherheit gespeichert werden.
Schlussfolgerungen
HACCP ist die Grundlage aller modernen Programme zum
Management der Lebensmittelsicherheit. Als systematischer Ansatz zur
Verhinderung von Kontaminationsgefahren verlagert HACCP den Schwerpunkt der
Lebensmittelsicherheit von reaktiven Kontrollmaßnahmen auf proaktive. Das
ultimative Ziel eines HACCP-Plans ist es, Lebensmittel so sicher wie möglich zu
machen. Zentraler Punkt ist Identifizierung und ständige Prüfung von kritischen
Kontrollpunkten, die ein potentielles Kontaminationsrisiko darstellen. Durch
die Erstellung eines HACCP-Plans können Unternehmen der Lebensmittelindustrie
die Verfahren und Technologien identifizieren, die sie benötigen, um die
Sicherheit ihrer Produkte zu gewährleisten.
Über Sesotec
Der steigende Nahrungsbedarf in der
Welt bedeutet mehr Verantwortung für die Lebensmittelindustrie. Je
sicherer und effizienter Lebensmittelhersteller und -verarbeiter Nahrung
produzieren, desto besser für Mensch und Natur. Sichere Lebensmittel profitabel
herstellen und gleichzeitig weniger verschwenden. Dabei helfen wir der Industrie
mit intelligenten Technologien und Services. Richtlinienkonform. Ressourcenschonend. Effizient.