Kaum ein anderes Material ist im alltäglichen Gebrauch präsenter als Plastik. Über 400 Milliarden Tonnen Kunststoff mit unterschiedlichen Eigenschaften – flexibel oder fest, transparent oder trüb, weich oder hart – werden weltweit jährlich hergestellt.
Um die verschiedenen Arten unterscheiden zu können, gibt es genormte Kurzzeichen, sogenannte Recyclingcodes. Diese informieren über das Material und seine sachgerechte Verwendung sowie Wiederverwertung.
Mit einem Anteil von rund 30% ist Polyethylen (PE) heute der weltweit meistverwendete Kunststoff. Allein in Deutschland besteht gut die Hälfte aller Plastikverpackungen aus Polyethylen. PE gibt es in zwei Formen: mit hoher Dichte (HDPE) und mit niederer Dichte (LDPE).
Polyethylen lässt sich sehr gut recyceln, sofern es nicht mit anderen Kunststoffen zu Verbundmaterial verklebt ist. Im Gegensatz zu anderen Kunststoffen wird PE häufig funktionsgleich wiederverwertet. Aus Kanistern werden neue Kanister, aus Folie wird neue Folie etc.
Polypropylen (PP) ist ein widerstandsfähiger und flexibler Kunststoff und hinsichtlich seiner Eigenschaften und seinem Aufbau dem HDPE sehr ähnlich. Mit einem Marktanteil von rund 21% ist es im Verpackungsbereich nach PE die zweitstärkste Fraktion in Deutschland.
Auch PP eignet sich prinzipiell gut für das Recycling. Es lässt sich entweder als Rezyklat für die Wiederverwertung aufbereiten oder aber direkt zu neuen Produkten umschmelzen. In Europa können recycelte Kunststoffe im Allgemeinen nur nach einem EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)-Gutachten wieder für Lebensmittelverpackungen verwendet werden. Das gilt prinzipiell für alle recycelte Kunststoffe, die in Kontakt mit Lebensmitteln kommen. Da die EFSA bisher über keine ausreichenden Daten zu r-PP aus mechanischem Recycling verfügt, ist das Material in der Regel für den Lebensmittelkontakt nicht zugelassen. Deswegen werden bislang aus r-PP meist keine neuen Verpackungen, sondern Gegenstände wie Gartenmöbel, Parkbänke und Geräte hergestellt.
PET ist vor allem als Material von Ein- und Mehrwegflaschen für Getränke bekannt. Doch auch viele andere Plastikverpackungen bestehen aus PET.
Was die Wiederverwertung betrifft, so ist PET in Deutschland der Kunststoff mit der besten Recyclingbilanz. Diese Tatsache ist vor allem dem 2003 eingeführten Pfandsystem für Einweg-Getränkeverpackungen zu verdanken. So werden 99% aller PET-Flaschen gesammelt und als Grundlage für neue Produkte verwendet. PET lässt sich immer wieder zu hochwertigen Produkten verarbeiten und behält selbst nach häufiger Aufbereitung seine Eigenschaften. So kann eine neue PET-Getränkeflasche vollständig aus recyceltem PET bestehen.
Nur PET zu recyceln würde bei weitem nicht ausreichen, um in Zukunft die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Der europäische Verband der Kunststoffrecycler Plastics Recyclers Europe (PRE) sieht großes Potential für das Recycling von Polyethylen (PE), dem mit rund 9 Mio. Tonnen pro Jahr am zweithäufigsten verarbeiteten Kunststoff in der EU. Trotz der Tatsache, dass PE gut recycelbar ist, liegen die heutigen Recyclingquoten von niederdichtem PE lediglich bei rund 31%. Laut PRE wären höhere Quoten möglich. Dem Verband zufolge würden beispielsweise Kunststofffolienabfälle immer noch als schwer zu behandelnder Stoffstrom wahrgenommen, obwohl Europa bereits bewiesen habe, dass auch Stretchfolien-Recycling durchaus möglich sei.
Um Recyclingpotentiale mehr ausschöpfen zu können, müsste zum einen das Design der Produkte künftig noch stärker auf ihr Recycling ausgelegt sein, zum anderen müssten die bestehenden Recyclingtechnologien weiterentwickelt werden. Auch fordert der Verband, auf EU-Ebene harmonisierte Sammel- und Sortiervorgänge einzuführen, um sowohl die Menge als auch die Qualität der gesammelten Abfälle zu erhöhen.
Recyclingbeutel aus PE
Die Firma Frosch hat das Potential von Polyethylen erkannt und in Zusammenarbeit mit dem Verpackungshersteller Mondi aus dem Kunststoff einen zu 100% recycelbaren Standbodenbeutel entwickelt. Ein Meilenstein in der Kreislaufwirtschaft, der zurecht mit dem Deutschen Verpackungspreis und dem World Packaging Award ausgezeichnet wurde.
Denn nahezu alle anderen Beutel, die derzeit auf dem Markt sind,
bestehen aus Verbundstoffen. Die Sortieranlagen können diese Kunststoffe nicht in ihre Einzelbestandteile trennen. Die Folge: Die Beutel werden nicht recycelt, sondern zur thermischen Verwertung verbrannt.
Auch das Recycling von
PP-Flaschen, Behältern und Thermoplasten wird zunehmend interessant und
stellt einen weiteren wichtigen Bereich des Recyclingmarktes dar. Mit
recyceltem PP kann eine große Vielfalt von Endprodukten für verschiedene
Anwendungen erzeugt werden. Doch ähnlich wie beim PET-Abfall schwanken die
Qualität und der Zustand der gesammelten PP-Abfälle. Häufig ist die Qualität
des gesammelten Materials sehr niedrig. Daher ist es auch hier notwendig, die
PP-Recycling-Technologien ständig weiterzuentwickeln und neue technische
Lösungen zur Verfügung zu stellen, um das Recyclingpotential von Polypropylen
voll ausschöpfen zu können.
Die Vielfalt an Verpackungen aus PE oder PP ist groß. Von Verschlusskappen
von Getränkeflaschen und Tetrapacks über Shampoo- oder Milchflaschen bis hin zu
Reinigungsmittelbehältern kommt ein bunter Mix an Artikeln unterschiedlichster
Farben, Größen und Formen zusammen. Diese landen, zumal es in vielen Ländern
kein Rücknahmesystem für PE- oder PP-Flaschen gibt, vermischt in der gelben
Tonne, in Recyclinghöfen oder im Hausmüll und werden von Sortieranlagen
vorsortiert. Die unterschiedliche Beschaffenheit und die verschiedenen, teilweise
auch chemischen Inhalte dieser Verpackungen erhöhen die Anforderungen an die
Sortierung und das Recycling.
Nur die wenigsten Recyclinganlagen sind zudem in der Lage, lebensmitteltaugliches PE-Rezyklat herzustellen. Hinzu kommt, dass es kaum offizielle Freigaben für PE und PP-Rezyklate für Lebensmittelverpackungen gibt. Aus diesem Grund gibt es bislang auch kaum Abnehmer für diese Rezyklate.
Durch den Einsatz der richtigen Technologien könnte in Zukunft das Recycling-Potential von PP und PE weit mehr genutzt werden. Moderne Sortiersysteme erkennen und sortieren zuverlässig Kunststoffarten, Farben, Formen, Metalle und Fremdkörper. Dank einer Ausscheidesicherheit von bis zu 99% erreichen sie höchste Reinheitsgrade. Innovative Beleuchtungs- und Kameratechniken ermöglichen zudem die Erkennung von schwer unterscheidbaren Farben und von funktionellen Materialien wie Barrier-Bottles oder Additiven.
Sorter von Sesotec zum Beispiel bieten Recyclern größtmögliche Flexibilität in der Sortierung, da sie individuell abgestimmt und optimiert werden können – sei es für die Sortierung von Flaschen, Verschlusskappen oder auch Kunststoff-Shredder-Material.
Neues E-Book: Die Kreislaufwirtschaft - Herausforderungen und Chancen für Recycler und Kunststoffverarbeiter
In diesem umfassenden E-Book erhalten Sie Einblick in die wichtigsten Faktoren der Circular Economy. Dabei betrachten wir insbesondere das Ziel der Schaffung einer Kreislaufwirtschaft, die nicht nur für Mensch und Umwelt sondern auch für Recycler, Kunststoffhersteller- und Verarbeiter profitabel sein muss.