Circular Economy

16.07.2021 | Sesotec

Mehr Verpackungen recyceln – Potentiale bei PE und PP

Auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft hat die Politik 2020 unter anderem das Verpackungsgesetz auf den Weg gebracht. Demzufolge sollen sämtliche Produkte so designt und hergestellt werden, dass die Verpackungen nach dem Gebrauch entweder weiterverwendet oder recycelt werden können. Ziel ist es, aus Kunststoffverpackungsabfällen – vermeintlichem Plastikmüll – hochwertige Kunststoffprodukte zu erzeugen. Doch im Hinblick auf die Recyclingfähigkeit gibt es große Unterschiede bei den verschiedenen Kunststoffarten. Besonders gut eignen sich sortenrein sortierbare Kunststoffe wie Polyethylenterephthalat PET, Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP).

Kunststoffarten und deren Kennzeichnung mit Recyclingcodes

Kaum ein anderes Material ist im alltäglichen Gebrauch präsenter als Plastik. Über 400 Milliarden Tonnen Kunststoff mit unterschiedlichen Eigenschaften – flexibel oder fest, transparent oder trüb, weich oder hart – werden weltweit jährlich hergestellt.

Um die verschiedenen Arten unterscheiden zu können, gibt es genormte Kurzzeichen, sogenannte Recyclingcodes. Diese informieren über das Material und seine sachgerechte Verwendung sowie Wiederverwertung.

 


PLASTIKATLAS 2019, Heinrich-Böll-Stiftung und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
»Plastikatlas - Infografik: Der Plastik-Kreisel« Abbildung: PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0 (Lizenz-Infos) Lizenz: CC-BY 4.0


Die am häufigsten verwendeten Kunststoffarten im Überblick 


Polyethylen (PE)


Mit einem Anteil von rund 30% ist Polyethylen (PE) heute der weltweit meistverwendete Kunststoff. Allein in Deutschland besteht gut die Hälfte aller Plastikverpackungen aus Polyethylen. PE gibt es in zwei Formen: mit hoher Dichte (HDPE) und mit niederer Dichte (LDPE).

Polyethylen lässt sich sehr gut recyceln, sofern es nicht mit anderen Kunststoffen zu Verbundmaterial verklebt ist. Im Gegensatz zu anderen Kunststoffen wird PE häufig funktionsgleich wiederverwertet. Aus Kanistern werden neue Kanister, aus Folie wird neue Folie etc.

 

Polypropylen (PP)


Polypropylen (PP) ist ein widerstandsfähiger und flexibler Kunststoff und hinsichtlich seiner Eigenschaften und seinem Aufbau dem HDPE sehr ähnlich. Mit einem Marktanteil von rund 21% ist es im Verpackungsbereich nach PE die zweitstärkste Fraktion in Deutschland.

Auch PP eignet sich prinzipiell gut für das Recycling. Es lässt sich entweder als Rezyklat für die Wiederverwertung aufbereiten oder aber direkt zu neuen Produkten umschmelzen. In Europa können recycelte Kunststoffe im Allgemeinen nur nach einem EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)-Gutachten wieder für Lebensmittelverpackungen verwendet werden. Das gilt prinzipiell für alle recycelte Kunststoffe, die in Kontakt mit Lebensmitteln kommen. Da die EFSA bisher über keine ausreichenden Daten zu r-PP aus mechanischem Recycling verfügt, ist das Material in der Regel für den Lebensmittelkontakt nicht zugelassen. Deswegen werden bislang aus r-PP meist keine neuen Verpackungen, sondern Gegenstände wie Gartenmöbel, Parkbänke und Geräte hergestellt.

 

Polyethylenterephthalat (PET)


PET ist vor allem als Material von Ein- und Mehrwegflaschen für Getränke bekannt. Doch auch viele andere Plastikverpackungen bestehen aus PET.

Was die Wiederverwertung betrifft, so ist PET in Deutschland der Kunststoff mit der besten Recyclingbilanz. Diese Tatsache ist vor allem dem 2003 eingeführten Pfandsystem für Einweg-Getränkeverpackungen zu verdanken. So werden 99% aller PET-Flaschen gesammelt und als Grundlage für neue Produkte verwendet. PET lässt sich immer wieder zu hochwertigen Produkten verarbeiten und behält selbst nach häufiger Aufbereitung seine Eigenschaften. So kann eine neue PET-Getränkeflasche vollständig aus recyceltem PET bestehen.

 

Recyclingpotentiale für PE und PP

Nur PET zu recyceln würde bei weitem nicht ausreichen, um in Zukunft die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Der europäische Verband der Kunststoffrecycler Plastics Recyclers Europe (PRE) sieht großes Potential für das Recycling von Polyethylen (PE), dem mit rund 9 Mio. Tonnen pro Jahr am zweithäufigsten verarbeiteten Kunststoff in der EU. Trotz der Tatsache, dass PE gut recycelbar ist, liegen die heutigen Recyclingquoten von niederdichtem PE lediglich bei rund 31%. Laut PRE wären höhere Quoten möglich. Dem Verband zufolge würden beispielsweise Kunststofffolienabfälle immer noch als schwer zu behandelnder Stoffstrom wahrgenommen, obwohl Europa bereits bewiesen habe, dass auch Stretchfolien-Recycling durchaus möglich sei.

Um Recyclingpotentiale mehr ausschöpfen zu können, müsste zum einen das Design der Produkte künftig noch stärker auf ihr Recycling ausgelegt sein, zum anderen müssten die bestehenden Recyclingtechnologien weiterentwickelt werden. Auch fordert der Verband, auf EU-Ebene harmonisierte Sammel- und Sortiervorgänge einzuführen, um sowohl die Menge als auch die Qualität der gesammelten Abfälle zu erhöhen.

 

Recyclingbeutel aus PE
Die Firma Frosch hat das Potential von Polyethylen erkannt und in Zusammenarbeit mit dem Verpackungshersteller Mondi aus dem Kunststoff einen zu 100% recycelbaren Standbodenbeutel entwickelt. Ein Meilenstein in der Kreislaufwirtschaft, der zurecht mit dem Deutschen Verpackungspreis und dem World Packaging Award ausgezeichnet wurde.

Denn nahezu alle anderen Beutel, die derzeit auf dem Markt sind,
bestehen aus Verbundstoffen. Die Sortieranlagen können diese Kunststoffe nicht in ihre Einzelbestandteile trennen. Die Folge: Die Beutel werden nicht recycelt, sondern zur thermischen Verwertung verbrannt.


Auch das Recycling von PP-Flaschen, Behältern und Thermoplasten wird zunehmend interessant und stellt einen weiteren wichtigen Bereich des Recyclingmarktes dar. Mit recyceltem PP kann eine große Vielfalt von Endprodukten für verschiedene Anwendungen erzeugt werden. Doch ähnlich wie beim PET-Abfall schwanken die Qualität und der Zustand der gesammelten PP-Abfälle. Häufig ist die Qualität des gesammelten Materials sehr niedrig. Daher ist es auch hier notwendig, die PP-Recycling-Technologien ständig weiterzuentwickeln und neue technische Lösungen zur Verfügung zu stellen, um das Recyclingpotential von Polypropylen voll ausschöpfen zu können.

 

Hochwertiges PE- und PP-Recycling mit Hilfe moderner Sortiertechnologien



Die Vielfalt an Verpackungen aus PE oder PP ist groß. Von Verschlusskappen von Getränkeflaschen und Tetrapacks über Shampoo- oder Milchflaschen bis hin zu Reinigungsmittelbehältern kommt ein bunter Mix an Artikeln unterschiedlichster Farben, Größen und Formen zusammen. Diese landen, zumal es in vielen Ländern kein Rücknahmesystem für PE- oder PP-Flaschen gibt, vermischt in der gelben Tonne, in Recyclinghöfen oder im Hausmüll und werden von Sortieranlagen vorsortiert. Die unterschiedliche Beschaffenheit und die verschiedenen, teilweise auch chemischen Inhalte dieser Verpackungen erhöhen die Anforderungen an die Sortierung und das Recycling.

Nur die wenigsten Recyclinganlagen sind zudem in der Lage, lebensmitteltaugliches PE-Rezyklat herzustellen. Hinzu kommt, dass es kaum offizielle Freigaben für PE und PP-Rezyklate für Lebensmittelverpackungen gibt. Aus diesem Grund gibt es bislang auch kaum Abnehmer für diese Rezyklate.

Durch den Einsatz der richtigen Technologien könnte in Zukunft das Recycling-Potential von PP und PE weit mehr genutzt werden. Moderne Sortiersysteme erkennen und sortieren zuverlässig Kunststoffarten, Farben, Formen, Metalle und Fremdkörper. Dank einer Ausscheidesicherheit von bis zu 99% erreichen sie höchste Reinheitsgrade. Innovative Beleuchtungs- und Kameratechniken ermöglichen zudem die Erkennung von schwer unterscheidbaren Farben und von funktionellen Materialien wie Barrier-Bottles oder Additiven.

Sorter von Sesotec zum Beispiel bieten Recyclern größtmögliche Flexibilität in der Sortierung, da sie individuell abgestimmt und optimiert werden können – sei es für die Sortierung von Flaschen, Verschlusskappen oder auch Kunststoff-Shredder-Material. 


 


Fazit

Seit Einführung der gelben Tonne 1991 und des Pfandsystems für Flaschen 2003 wird das Kunststoffrecycling stetig ausgebaut. So werden Verpackungen nach Gebrauch nicht einfach weggeschmissen, sie werden als Sekundärrohstoff zur Herstellung neuer Verpackungen genutzt und bleiben so als Rohstoffe in der Wertschöpfungskette.

Darüber hinaus stellen die Sammlung, Sortierung und Aufbereitung von Verpackungen einen wichtigen Wirtschaftszweig dar. Und auch auf Seiten der Politik gewinnt die Kreislaufwirtschaft in Europa immer stärker an Bedeutung, was sich nicht zuletzt in den strengen gesetzlichen Anforderungen an Verpackungen und ihre Verwertung widerspiegelt.

Doch das Recyclingpotenzial, vor allem für PE und PP, ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Vielen Recyclingunternehmen fehlt es noch an den richtigen Technologien, um unterschiedlichste Kunststoffverpackungen sortenrein zu sortieren und hochwertiges Rezyklat herzustellen, das in die Herstellung neuer Verpackungen einfließen kann und so Kreislaufwirtschaft möglich wird.





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