Unter dem Begriff Hohlglas werden
verschiedene Sorten zusammengefasst: Bauhohlglas (etwa Glas-Bausteine),
Wirtschaftsglas (Glaswaren und Trinkgläser für Haushalt, Tisch und Küche) und –
für Verpackungen – Behälterglas und Glasflaschen. Letztere sind durch ihre
dreidimensionale Formung mit einer Öffnung gut zum Befüllen geeignet. Gleichzeitig
kann diese Öffnung zu Verpackungszwecken sicher verschlossen werden. Das
schützt Flüssigkeiten und Schütt- oder Füllgüter optimal vor äußeren Einflüssen.
Das Glas entwickelt keinerlei Wechselwirkungen mit den verpackten Gütern, es
bleibt stets geschmacksneutral und selbst bei hohen Temperaturen formstabil.
Kaum ein anderes Verpackungsmaterial eignet sich so hervorragend für die Mehrfachnutzung wie Altglas. Es kann beliebig oft in den Schmelzprozess zurückgeführt und zu neuen Produkten verarbeitet werden – und dies bei gleichbleibender Qualität. Als Mehrwegflasche können Glasbehälter zudem dank ihrer glatten und chemisch unangreifbaren Oberfläche bis zu 50 Reinigungs- und Wiederbefüllzyklen durchlaufen, ehe sie dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden. Damit sind bei Glas-Mehrwegflachen im Vergleich zu PET-Mehrwegflaschen mehr als doppelt so viele Befüllungszyklen möglich, bevor die Flasche wieder recycelt werden muss.
In der Behälterglasindustrie stellt Altglas mittlerweile die wichtigste Rohstoff-komponente dar. Sein Einsatz hängt jedoch von den herstellungsspezifischen Anforderungen an den Reinheitsgrad der Scherben ab. So kann beispielsweise gefärbtes Glas nicht zur Herstellung von Weißglas genutzt werden. Um bei angemessenen Scherbeneinsatzquoten wieder weißes Behälterglas herzustellen, ist in der Regel eine Farbreinheit von 99,5% oder höher erforderlich. Der tolerierte Anteil von Fehlfarben bei Braunglas beträgt i.d.R. ca. 10%. Lediglich grünes Glas lässt einen deutlich höheren Fehlfarbenanteil zu.
Schon Anfang der 70er Jahre wurden in Deutschland erste Materialkreisläufe für Altglas ins Leben gerufen. Enorme Bemühungen der Glashütten und Altglasaufbereiter, das Glasrecycling voranzutreiben, führten zu immer höheren Recyclingquoten. Heutzutage werden in Deutschland jährlich rund 2 Millionen Tonnen Altglas gesammelt und zu neuen Glasbehältern verarbeitet. Die Aufbereitung des gesammelten Behälterglases erfolgt zwar weitestgehend vollautomatisch und auch eine automatisierte Farbsortierung gehört bereits in vielen Recyclinganlagen zum Standard, aus ökonomischen und ökologischen Gründen empfiehlt sich jedoch nach wie vor eine nach Farben getrennte Sammlung der Glasbehälter seitens der Konsumenten. So ist die Sortenreinheit der gesammelten Glasmengen eine Grundvoraussetzung für deren Rückführung in den Schmelzprozess zur Herstellung neuer Glasbehälter. Über 250.000 Altglas-Container zur getrennten Erfassung von Weiß-, Braun- und Grünglas sind hierfür bundesweit im Einsatz. Und das mit Erfolg: Laut Abfallstatistik lag die Verwertungsquote für auf den Markt gebrachte Behältergläser im Jahr 2019 bei 84,1%.
Wenngleich Altglas eine hervorragende Recyclingfähigkeit besitzt, ist seine Aufbereitung doch aufwendig und kostenintensiv. Die Sammelware muss von allen glasfremden Bestandteilen gereinigt und Fehlfarben müssen aussortiert werden. Als erstes wird grober Abfall (grober Müll, Plastiktüten, Keramikteile, Steine etc.) händisch aussortiert. Leichtstoffe wie Etiketten, Plastikringe, -verschlüsse usw. werden durch Absaugung und Metalle durch Magnetscheidung, Wirbelstromabscheider sowie spezielle Fe-/Ne-Metallseparatoren entfernt. Für die weitere Abtrennung von Verunreinigungen wie z.B. KSP (Keramik, Steine, Porzellan), hitzefeste Gläser oder Bleiglas stehen hochmoderne Hightech-Sortiergeräte zur Verfügung. Wichtig für die Schmelze ist, dass nahezu hundert Prozent der hochproblematischen Störstoffe wie Metall, KSP oder hitzefeste Gläser abgetrennt werden, andernfalls kann es zu Einschlüssen im Produkt oder Störungen in der Produktion kommen.
Am Ende des aufwändigen Sortier- und Reinigungs-Prozesses stehen bestenfalls schmelzofenfertige Glasscherben, welche den ursprünglichen Rohstoffen für die Behälterglas-Herstellung qualitativ in nichts nachstehen und zudem den entscheidenden Vorteil mit sich bringen, deutlich weniger Schmelzenergie zu benötigen.
Neben einer erheblichen Reduktion des Abfallaufkommens bringt die Wiederverwertung von Hohlglas eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich:
Geringerer Bedarf ab Primärrohstoffen
Der
Einsatz von gebrauchten Glasverpackungen reduziert den Bedarf an
Primärrohstoffen. Bestand früher eine Glasflasche zum Großteil aus Quarzsand, beträgt
der Anteil durch die Wiederverwertung von Scherben zum Teil nur noch 10% in der
Produktion. Im Jahr 2011 wurden in Europa
allein durch Glasrecycling mehr als 12 Millionen Tonnen Rohmaterialien (Quarzsand,
Soda, Kalk) eingespart.
Reduktion des Energieverbrauchs und Verbesserung der Ökobilanz
Altglasverpackungen
brauchen zum Schmelzen niedrigere Temperaturen und folglich auch weniger
Energie als die Mischung aus Primärrohstoffen (Quarzsand, Kalk und Soda). Gemäß
einer Faustformel werden pro 10% Altglas, die dem
Schmelzofen hinzugefügt werden, etwa 2 bis 3% Energie eingespart. Dies hat automatisch
eine Reduktion der CO2-Emissionen zur Folge. Insgesamt landen in Europa jährlich etwa 74 Prozent aller Glasflaschen in den Altglas-Containern – und werden wieder
zu hochwertigen Glasverpackungen verarbeitet.
Steigende Nachfrage nach Glasverpackungen
Die Frage nach der
Umweltverträglichkeit und Recycelbarkeit spielt mittlerweile bei der Kaufentscheidung
eine große Rolle. Glas ist schon allein dank seiner hochwertigen und
ästhetischen Beschaffenheit ein äußerst beliebtes Verpackungsmaterial. Durch
seine Wiederverwertung und -verwendung wird es nochmal um ein Vielfaches attraktiver.
Wie
Plastikverpackungen müssen auch Behälter aus Hohlglas gewisse Kriterien
erfüllen, um als recyclinggerecht zu gelten. Die Stiftung Zentrale Stelle
Verpackungsregister fasst diese Kriterien wie folgt zusammen:
Recyclinggerechtes Glas ist transparent und das Etikett ist leicht zu
entfernen. Glas
als Verpackungsmaterial zeichnet sich in erster Linie durch seine Transparenz
aus. Das Füllgut ist sichtbar. Diese Eigenschaft muss im Recycling zwingend erhalten
bleiben.
Opake Glasstücke werden vielfach von optischen Sortiersystemen automatisch als Störstoff erkannt und ausgeschleust. Auch lackierte Glasbehälter können beispielsweise dem Glaskreislauf verloren gehen, da sie aufgrund ihrer Lackierung oft nicht transparent sind oder eine „falsche“ Farbe vermitteln und folglich in vielen Anlagen ausgeschleust werden. Auch müssen alle „Nicht-Glas-Bestandteile“ der Glasverpackung, wie etwa Etiketten, möglichst leicht entfernbar sein. Für das Glasdesign ist es daher sinnvoll, so wenig vollflächig verklebte Etiketten wie möglich zu verwenden. Können anhaftende Etiketten während des Prozesses nicht ausreichend entfernt werden, ist das Glas an der entsprechenden Stelle lichtundurchlässig und wird ebenfalls aussortiert.
Hohlglas ist ein hervorragendes Beispiel für einen geschlossenen Stoffkreislauf. Es kann bei entsprechender Sammlung und Aufbereitung ohne Qualitätsverlust beliebig oft wiederverwertet werden und spart dabei auch noch Rohstoffe und Energie ein. Aus diesem Grund wird es als Verpackungswerkstoff sowohl bei den Herstellern als auch bei den Konsumenten immer beliebter. Es gibt jedoch einige Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Altglasrecycling: Als erstes müssen die Glasbehälter recyclinggerecht designt werden. Zum zweiten müssen die Verbraucher das Altglas fachgerecht entsorgen – nach Farben und Glasart getrennt. Und drittens bedarf es hochmoderner Sortieranlagen, um aus dem gesammelten Altglas wiedereinschmelzbare Glasscherben höchster Güte zu erreichen, aus welchen wiederum neue Glasflaschen entstehen.