Unter Elektroschrott oder auch E-Schrott versteht man alle Produkte, die mit elektrischen oder elektronischen Bauteilen versehen sind. Sei es batteriebetriebenes Kinderspielzeug, der ausrangierte Fernseher, das alte Smartphone, Küchengeräte, die ausgedient haben, oder die Waage aus dem Badezimmer. Doch auch Produkte, bei denen man es weniger vermutet, fallen unter das Elektro- und Elektronikgeräte-gesetz (ElektroG), sobald sie fest verbaute elektrische Bestandteile haben. Dazu zählen beispielsweise Schuhe mit blinkender Sohle, elektrisch verstellbare Lattenroste oder Schränke mit eingebauter Beleuchtung. Sobald bei diesen Gegenständen der elektrische bzw. elektronische Bestandteil nicht oder nur äußerst schwer zu entfernen oder auszutauschen ist, muss das ganze Produkt an seinem Lebensende als Elektroschrott entsorgt werden. Können die elektrischen Bestandteile hingegen entfernt werden, gehören nur diese in die Elektro-Altgeräte-Sammlung. Auch sogenannte passive Geräte, die selbst keine Funktion haben, sondern nur als Stromleiter dienen, wie Antennen, Kabel, Adapter, Steckdosen oder Stecker, gehören zum Elektroschrott.
Jedes Jahr kommen mehr Elektrogeräte in den Umlauf. Und Jahr für Jahr gibt es mehr Elektroschrott. Europaweit ist E-Schrott sogar der Abfallstrom, der am stärksten zunimmt. Vieles davon wird noch nicht richtig entsorgt und recycelt. Doch in den Altgeräten stecken viele wertvolle Rohstoffe, vor allem Metalle wie etwa Kupfer, Kobalt, Silber, Gold oder Lithium, deren Abbau nicht nur viel Energie und Arbeitskraft kostet, sondern teilweise sogar zu Lasten der Umwelt geht. Aus diesem Grund ist es wichtig, diese kostbaren Rohstoffe wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Hier gibt die EU sogar bereits seit 2019 klare Regeln vor: So sollen 65 Prozent aller in Umlauf gebrachter Elektrogeräte wieder eingesammelt und recycelt werden. Davon ist Deutschland jedoch noch weit entfernt: Laut einer Berechnung des Umweltbundesamts, betrug die Sammelquote im Jahr 2020 lediglich 44,1 Prozent. In der EU ist die Recyclingquote für Elektroschrott mit unter 40 Prozent sogar noch niedriger. Das bedeutet: Ein Großteil der Wertstoffe geht verloren.
Elektro-Altgeräte enthalten eine Vielzahl an wertvollen Rohstoffen, die wiederverwertet werden können, wie beispielsweise Metalle, Kunststoffe, Glas oder auch seltene Erden. Das aktuelle Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) regelt die umweltschonende Entsorgung bzw. Wiederverwertung der Altgeräte mit dem Ziel, das Recycling der wertvollen Rohstoffe im Elektroschrott zu verbessern. Demnach müssen Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Elektroaltgeräte in Elektromärkten ab 400 qm Ladenfläche, beim Wertstoffhof oder auch in großen Supermärkten, die Elektrogeräte verkaufen, abgeben. Von dort aus startet dann die Weiterverarbeitung in Form von Reparatur oder Zerlegung. Leider schaffen es jedoch viele Altgeräte nicht auf den Entsorgungsweg. Sie liegen Jahre lang in Schubladen, Schänken oder Garagen oder landen gar im Hausmüll. So gehen zum einen große Mengen wertvoller Rohstoffe verloren, zum anderen gelangen Schadstoffe in die Umwelt. Laut Umweltbundesamt fielen 2019 im Schnitt jährlich 22 kg Elektroschrott pro Person an, doch nur 45 Prozent werden ordnungsgemäß entsorgt bzw. zurückgegeben. Vor allem alte Mobiltelefone finden sich zuhauf in deutschen Schubladen – laut einer Befragung des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) waren es im Jahr 2020 fast 200 Millionen Stück. So lagern umgerechnet ca. 50 Tonnen Silber, 4,8 Tonnen Gold und 1,8 Tonnen Palladium in deutschen Haushalten. Alle diese Rohstoffe könnten durch Wiederverwertung in den Kreislauf zurückgeführt werden. Allein die in Handys befindlichen wertvollen Lithium-Ionen-Akkus sind bis zu 75 Prozent recycelbar. Lithium ist ein sehr wertvoller Rohstoff, der für den Bau von Elektroautos erforderlich ist und dessen Abbau sehr aufwändig ist.
Das Recycling beinhaltet mechanische, thermische und chemische Prozesse und besteht im Wesentlichen aus folgenden Schritten: Zunächst wird der Elektroschrott maschinell vorzerkleinert. Anschließend werden Schadstoffe, wie etwa Batterien, Farbtoner oder Kondensatoren sowie Holz- und Textilreste manuell aussortiert. Dann wird in drei aufeinanderfolgenden Aggregaten alles nochmal zerkleinert. Mithilfe eines Magneten wird das Eisen herausgezogen. Dieses wird gesondert zum Stahlwerk abtransportiert, wo es eingeschmolzen und als Rohstoff wiederverarbeitet werden kann. Die restliche Metall-Kunststoff-Mischung wird in mehreren Schritten aufbereitet und das Metall vom Kunststoff getrennt. Mit Siebtechniken und Metallabscheidern wir nach Art und Größe sortiert. In einem optischen Verfahren und durch Luftdruck wird Aluminium herausgefiltert. Das restliche Gemisch wird mit weiteren Zerkleinerungsaggregaten aufgesplittet, um Metalle von Kunststoffteilen zu separieren. Damit auch kleinste wertvolle Materialien nicht verloren gehen, wird die Kunststoff-Metall-Mischung in zwei Verfahren auf einem Waschtisch gewaschen. Hier wird leichter Kunststoff von Metallen getrennt.
Im gesamten Recyclingprozess wird jede Menge Staub freigesetzt, in dem sich auch kleinste Metallpartikel befinden. Um auch diese dem Wertschöpfungskreislauf wieder zuzuführen, werden aus dem Staub autogene Pellets für den metallurgischen Einschmelzprozess hergestellt.
Da die meisten Elektrogeräte aus einer Vielzahl verschiedener und miteinander teils untrennbar verbundener Materialien bestehen, ist das Recycling oftmals eine technisch und wirtschaftlich schwierige Aufgabe. Bislang beschränkt sich das Recycling von Elektroaltgeräten daher meist auf Massenmetalle wie Stahl, Eisen, Aluminium, Kupfer und Edelmetalle, die leicht recycelbar sind. Seltene Erden, Gallium, Tantal und Indium haben weltweit Recyclingraten von nicht mal einem Prozent. Sie werden komplex und nur in sehr kleinen Mengen in Elektrogeräten verbaut, wodurch sie nur schwer recycelt werden können.
Welche der in Elektroschrott enthaltenen Stoffe tatsächlich wiederverwertet werden, hängt von den verfügbaren Technologien und der Profitabilität ab. Um Elektroschrott ganzheitlich recyceln zu können, braucht es mehrere, teils komplexe Teilverfahren, die sich mithilfe unterschiedlicher Technologien den einzelnen Komponenten des Rohstoffs widmen. Nur mit ausgefeilter Prozesstechnik ist es möglich, den sehr heterogenen Elektroschrott unter Abtrennung sämtlicher Schadstoffe effizient und wirtschaftlich zu recyceln. So leisten z.B. moderne Sortiersysteme einen wichtigen Beitrag, indem sie den sehr heterogenen Elektroschrott in seine einzelnen Bestandteile, wie z.B. Metalle, technische Kunststoffe, Leiterplatten, Kabel und Drähte u u.a. separieren.
Elektro-Altgeräte
sind voller Wertstoffe, die es zu nutzen gilt. Ganz egal, ob es sich um einen Haarföhn
handelt, einen Toaster oder das alte Smartphone. Im Hinblick darauf, dass
EU-weit Elektroschrott der am stärksten wachsende Abfallstrom ist, muss hier in
Zukunft das Recyclingpotenzial deutlich mehr ausgeschöpft werden. Andernfalls
wird es nicht gelingen, die Lücke im Kreislauf zu schließen. Neben der
Tatsache, dass Elektroaltgeräte eine ganze Menge wertvoller Rohstoffe
enthalten, die wieder verfügbar gemacht werden sollten, werden bei der
Verbrennung oder Deponierung von Elektroschrott viele für Mensch und Umwelt
gefährliche Stoffe freigesetzt. Aus diesem Grund sollte es für alle
Verbraucherinnen und Verbraucher zum Standard werden, ihre Elektroaltgeräte dem
richtigen Entsorgungsweg zuzuführen. Hersteller von Elektrogeräten sollten
künftig nach dem Prinzip „Design for
Recycling“ stärker auf einen modularen Aufbau, leichte
Reparierbarkeit, die Vermeidung von Klebern und den Einsatz von Recyclingmaterialien
achten. Und last but not least ist die Politik gefragt. Sie sollte die Voraussetzungen
schaffen, die Abfallentsorgung stärker zu überwachen. Für Recyclingfirmen müssen
Anreize geschaffen werden, in ausgefeilte Prozesstechnik wie z.B. Sortieranlagen
zu investieren und so in der Lage zu sein,
heterogenen Elektroschrott effizient zu recyceln.